Monterey

Der nächste Stop auf unserer Liste, bei dem wir eine Nacht verbringen wollten, war Monterey. Falls ihr jetzt denkt „Moment, das sagt mir doch irgendetwas!“, dann kann das tatsächlich verschiedene Gründe haben. Monterey hat zwar nur ungefähr 27.000 Einwohner, aber hat dafür einiges zu bieten.

Zum Einen findet hier jedes Jahr am dritten Septemberwochenende das älteste bestehende Jazzfestival weltweit statt, das Monterery Jazz Festival. Falls euch das nichts sagt, dann sagt euch Monterey vielleicht etwas wegen John Steinbeck, einem bedeutenden amerikanischen Autor, der uns solche Juwelen geschenkt hat wie „Früchte des Zorns“ oder „Von Mäusen und Menschen„. Dieser ist in Salinas aufgewachsen, dem damaligen county seat von Monterey County. Seine Kindheit in und um Monterey hat ihn sehr geprägt. 20181021_130824

The geography and demographics of the valley, the “Salad Bowl of the Nation,” stamped the young boy’s sensibilities. A strong sense of place is evident in his fiction: “I think I would like to write the story of this whole valley,” he wrote to a friend in 1933, when he was 31 years old, “of all the little towns and all the farms and the ranches in the wilder hills. I can see how I would like to do it so that it would be the valley of the world.” In 1952 he published his epic novel about the Salinas Valley, East of Eden. (Quelle: Steinbeck Museum )

Oder, falls euch das auch nichts sagt, dann liegt es vielleicht schlicht und ergreifend am Monterey Bay Aquarium – aber dazu später mehr.

Auf der Fahrt vom Sequoia Nationalpark nach Monterey passierte, soweit ich mich erinnern kann, nicht wirklich viel außergewöhnliches. Außer, dass wir – mal wieder – einen lustigen Zwischenfall bei Starbucks hatten. Schon ein paar Tage zuvor hatten wir dort angehalten, um einen Kaffee zu trinken und der Mann – seines Zeichen jemand, der gerne mal etwas Neues ausprobiert – hatte einen Almond Protein Cold Brew Coffee bestellt. Und, nunja, ich glaube, dieser Tweet fasst es ganz gut zusammen.

 

Es war ekelhaft.

Dieses Mal hatten wir zwar keinen Proteinkaffeedrink, aber ich lernte, dass mein Name nicht nur in deutschen Starbucks Probleme macht.
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Wir hatten für unseren Aufenthalt ein Motel gebucht (dafür aber mit inklusiv Frühstück!), das The Stevenson Monterey (675 Munras Avenue, Monterey, CA 93940). Der CheckIn war – mal wieder – völlig problemlos, leider war die Parkplatzsituation überschaubar. Die angeschlossene Tiefgarage mochte dieses Problem zwar lösen, doch die Parkplätze waren insgesamt eher eng gebaut und machten das Rangieren zu einem wahren Abenteuer.

Aber gut. Das Zimmer war sauber, das Bett bequem – was wollte man mehr? Wir entschlossen uns dafür, das restliche Tageslicht zu nutzen und den Ort zu erkunden. Ich schmiss mich in mein neu gekauftes Kleid (Outlet sei Dank) und so schlenderten wir hinunter zum Strand. Unterwegs gönnte ich mir noch ein (jaja, teures, aber dafür sehr leckeres) Eis von Revival Ice Cream (463 Alvarado St, Monterey), deren Spezialität es ist, dass ihr Eis handgemacht ist und nur aus lokal angebauten Zutaten besteht.

Und dann konnte ich meine Füße zum ersten Mal in diesem Urlaub ins Meer stecken. Und das war … überraschend kalt! Aber der Spaziergang am Strand entlang war trotzdem sehr schön. Wenn Meer in der Nähe ist, kann es einem ja auch gar nicht schlecht gehen.

Danach schlenderten wir noch über den Fishermans Wharf (101Washington, Monterey, CA 93940), was uns beiden aber ein wenig zu überfüllt und touristisch war. 20181020_165531

Zum Abendessen gab es – auf meinen Wunsch hin – Sushi bei Crystal Fish (514 Lighthouse Ave, Monterey), wo ich mich durch das vegetarische Sushiangebot futterte und dann – auf Anraten des Kellners – auch die etwas ausgefalleneren Röllchen probierte. Leider weiß ich nicht mehr genau, was da genau drin war, aber ich kann sagen, dass es sehr lecker war! Und ich war danach komplett überfressen. Der Mann hat seine Freude an seiner japanischen Art einer Zitronenlimonade, Ramune genannt. Wir benötigten tatsächlich etwas Hilfe vom Kellner, um hinter das Prinzip des Trinkens zu kommen, aber egal.

Am nächsten Morgen taten wir uns am moteleigenen Frühstücksbüfett gütlich … soweit es ging. Es war eher in der unterdurchschnittlichen Liga anzusiedeln, aber zumindest konnte man den gröbsten Hunger stillen. Und jetzt breiten wir den Mantel des Schweigens darüber.

Danach ging es zum Monterey Bay Aquarium (886 Cannery Row, Monterey, CA 93940), einem der größten Schauaquarien der Welt. Es beherbergt über 550 verschiedene Meerestierarten, unter anderem Pinguine, Seeotter und Haie. Der Mann war begeistert! Ich bin eher nicht so der große Fan von Aquarien, aber selbst ich hätte stundenlang bei den Seeottern oder bei den frechen Pinguinen stehen und sie beobachten können. Putzige Geschöpfe!

Was auch noch cool war, waren die vielen „Streichelbecken“, wo man unter anderem Rochen berühren konnte. (Auch hier war der Mann absolut in seinem Element.) Und es gab eine Zone mit Glasüberdachung, in der man stehen und miterleben konnte, was für eine gewaltige Wucht Wellen haben können. Das war schon sehr beeindruckend. Und ich kaufte mir ein wirklich süßes Shirt im Souvenirshop. Aber das nur so am Rande.

Man kann jetzt darüber streiten, ob knappe 50 USD Eintritt

gerechtfertigt sind oder nicht. Ich fand es

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persönlich teuer, aber andererseits kommt das Geld ja den Tieren und dem Artenschutz zugute und dann konnte ich das verschmerzen. Zumal das Aquarium wirklich viele Dinge bietet.

Nach dem Aquariumsbesuch schlenderten wir noch ein wenig durch die Gegend und dann ging es für uns schon wieder weiter. Der nächste Stop auf unserer Liste war Cambria. Und dafür würden wir entlang des berühmten Küstenabschnittes „Big Sur“ fahren.

Aber dazu mehr im nächsten Eintrag…

Sequoia Nationalpark

Der nächste Stop auf unserer Tour war der „Sequoia Nationalpark“. Vor allem bekannt für seine … naja … Sequoias – oder anders genannt „Mammutbäume“. Hier wollten wir erneut zwei Nächte verbringen. Der Park wird zusammen mit dem Kings Canyon Park verwaltet und bietet Höhenlagen von 400 bis über 4000 m, unter anderem liegt hier auch der 4418 m hohe Mount Whitney (der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas). Der Pacific Crest Trail (den meisten durch den Roman Der große Trip von Cheryl Strayed bekannt) und der High Sierra Trail führen ebenfalls durch den Park.

Unser Weg vom Death Valley führte uns stundenlang über Straßen, die außer uns scheinbar niemand zu benutzen schien. Irgendwann meldete sich unser Kaffeedurst und wir entschlossen uns, in der nächsten Ortschaft anzuhalten. Wir kamen schließlich an einem Ort vorbei, der insgesamt nicht wirklich vertrauenswürdig wirkte. Die Gebäude, wenn sie denn überhaupt noch als solche zu erkennen waren, waren heruntergekommen. Wir sahen keine Menschenseele. Wir änderten unseren Plan und düsten weiter. Dann recherchierten wir bei Wikipedia und lernten die traurige Geschichte des Ortes. Einst lebten die Leute dort vom Berg- und Mineralienabbau. In den 1990er Jahren gab es eine Entlassungswelle in einer Chemiefabrik dort und zurück blieb nur eine Minengesellschaft. Die Infrastruktur und das soziale Leben der Stadt zerfiel. Die Menschen zogen weg und viele der verbliebenen Einwohner wurden Crystal Meth abhängig.

Mit einem Kloß im Hals fuhren wir weiter.

Schließlich erreichten wir den Eingang des Kings Canyon Nationalpark. Dort angekommen schossen wir erst einmal ein paar obligatorische Fotos am Schild des Parks. (Sehr zur Belustigung einer Gruppe Jugendlicher dort.) Dank unserer „America The Beautiful“ Card mussten wir keinen Eintritt mehr berappen, lediglich das Infomaterial nahmen wir mit.

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Eingang Sequoia Nationalpark

Der Weg war eng und voller Serpentinen, aber wunderschön. Wir gelangten immer höher und kurz vor einer weiteren Serpentine bemerkten wir eine lange Schlange mitten auf der Straße geparkter Autos. Kurz dahinter stand eine Traube Menschen mit verzückten Gesichtern und Fotoapparaten. Der Mann fackelte nicht lange, fuhr auf die Gegenfahrbahn, parkte und hüpfte mit dem Fotoapparat aus dem Auto. Ich war über diese krasse Verletzung der Straßenverkehrsordnung so erbost, dass ich schmollend sitzend blieb. (Und mich per Handzeichen mit der heranfahrenden Autofahrerin verständigen musste, die offenbar ratlos war, warum ihr ein in der Gegenrichtung stehendes Fahrzeug den Weg versperrte.)

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Der Schwarzbär, der den Verkehrsstau verursachte. Der wohl süßeste Grund der Welt.

Lange Rede, kurzer Sinn – im Waldstück unterhalb der Straße war ein Schwarzbär. Der Mann

war völlig verzückt, schoss ein Erinnerungsfoto und schwärmte noch stundenlang von seiner Sichtung. Mein Schmollen hielt auch nicht mehr allzu lange an. (Behaupte ich.)

Irgendwann erreichten wir auf knappen 2200 m Höhenlage schließlich unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, der Wuksachi Lodge, einem wunderschönen Hotel mit verschiedenen Gebäuden inmitten eines breit angelegten Areals. Das Restaurant verfügt über einen spektakulären Ausblick in den Wald hinein. Sehr zu empfehlen.

Der Check In erwies sich als völlig problemlos (mal wieder) und wir konnten zügig unser Zimmer beziehen. Auf dem Parkplatz wurden wir schon von den ersten Bewohnern des Waldes empfangen. 🙂

An jenem Abend machten wir nicht mehr viel. Duschen, ein kleines Nickerchen und dann wollten wir im hoteleigenen Restaurant (wo auch sonst) etwas essen. An was wir nicht gedacht hatten war, dass man rechtzeitig (das hieß am besten schon am Morgen oder spätestens am Nachmittag) einen Tisch reservieren musste, da es im Hotel nur ein einziges Restaurant gab. Und so mussten wir ein wenig warten. Aber das Essen war sehr lecker und der Service phänomenal!

Kurz darauf fielen wir todmüde ins Bett.

Der nächste Morgen begann mal wieder früh, dafür aber mit einem sehr leckeren Frühstücksbüfett. Wir griffen ordentlich zu, denn wir hatten für heute volles Programm. Wir wollten sämtliche Sehenswürdigkeiten des Parks mitnehmen und das waren einige.

Ich war tatsächlich extrem aufgeregt und neugierig auf die gewaltigen Mammutbäume und vor allem auf den größten seiner Art, den „General Sherman Tree“. Mit einer Stammhöhe von fast 84 m und einem Brusthöhendurchmesser von 825 cm wird er oft als „the largest living thing on earth“ bezeichnet, weil er damit der voluminöseste lebende Baum der Erde ist. Den Ast, den er 2006 bei einem Sturm verlor, liegt noch immer dort und kann besichtigt – und bestiegen – werden.

Wir stiegen gefühlte einhundert Treppen auf dem hübsch angelegten Fußweg hinunter (mit vielen interessanten Hinweistafeln an der Seite und genug Bänken zum ausruhen) und standen kurze Zeit später vor dem General. Wir verkniffen uns den militärischen Gruß (Brüllerwitz, ich weiß) und stellten uns stattdessen für ein Foto an. Ja, richtig gelesen. Der Sequoia Nationalpark ist zwar – im Vergleich zum Yellowstone oder zum Yosemite Nationalpark – einer der weniger besuchten Parks der USA (was vor allem daran liegt, dass man ihn nur mit Auto oder mit einer geführten Tour, aber nicht mit ÖV erreichen kann), aber hier in diesem Teil des Parkes bemerkte man das nicht. Die Schlange für ein Foto mit General Sherman war doch relativ lange und so harrten wir (mehr oder weniger geduldig) aus, bis wir an der Reihe waren.

Und, ehrlich gesagt, merkt man unseren Erinnerungsfotos auch an, dass sie in Eile und mit jeder Menge Zuschauer geschossen wurden. Wir machten schließlich noch ein paar Fotos auf der anderen Seite des Baumes – zusammen mit eben jenen heruntergestürzten Ast – und die gefallen mir persönlich viel besser.

Wir spazierten noch eine Weile auf den Trails, schossen jede Menge Fotos, bestaunten jede Menge hoher Bäume und versuchten, noch mehr Tiere zu Gesicht zu bekommen.

Der Weg zurück zum Parkplatz war dann doch beschwerlicher als gedacht. Aber, wie sagte schon Gollum so schön? „Rauf, rauf, rauf, immer schön die Treppe rauf.“ Und das taten wir. Unterwegs umarmte ich übrigens noch eine Menge Bäume. Einfach nur, weil ich es konnte. Und weil Bäume auch Liebe verdient haben.

Anschließend überlegten wir uns, was wir noch tun könnten. Der Tag war noch jung, wir hatten unser packed lunch vom Hotel dabei und wir waren voller Tatendrang. Also entschlossen wir uns, erst einmal zum Giant Forest Museum zu fahren (Eintritt kostenlos!). In diesem teilweise interaktiven und sehr liebevoll ausgestatteten Museum lernten wir eine Menge über Sequoias und die Besonderheiten dieser Baumart.

>>Zu Beginn der Parkgeschichte wurden Waldbrände in den Arealen der Sequoias umgehend bekämpft. Nachdem man in den Folgejahren einen Rückgang der jungen Sequoia-Bäume feststellte, wurden die folgenden für den (Fort-)Bestand der Riesenbäume relevanten Bedingungen ermittelt:

  1. Waldbrände „reinigen“ den Boden von Konkurr
    20181019_112109

    Der Zapfen eines Mammutbaumes

    enzpflanzen.

  2. Durch Hitzeeinfluss öffnen sich die Zapfen
  3. der Sequoias, sodass die Samen auf den Boden fallen.
  4. Die nach Bränden verbleibende Asche schafft einen Nährboden für die abgeworfenen Samen.
  5. Sequoias können trotz großer Hitze- und Brandeinwirkung noch weiter überleben.

In den Nationalparks stehen auf Grund dieser Erkenntnisse Hinweise, die auf die Relevanz von Feuern hinweisen.<< (Quelle )

So mit Informationen ausgestattet überlegten wir, zur Crystal Cave zu fahren, einer Tropfsteinhöhle, doch die war leider schon für die Saison geschlossen. Also entschieden wir uns noch für einen kleinen Spaziergang und wählten den „Big Trees Trail“, einen ca. 1 km langen Rundweg um Round Meadow. Tolle Fotos, ein sehr netter, angenehmer kleiner Spaziergang und viele Möglichkeiten zu sitzen und einfach nur die wunderbar entspannende Stimmung aufzusaugen. (Und widerliche öffentliche Toiletten zu benutzen. Aber das nur so am Rande.)

Danach entschlossen wir uns, die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit (neben dem General Sherman Tree) des Parkes zu besuchen: Dem Tunnel Log, einem umgestürzten Sequoia den man mit dem Auto durchfahren kann.

Er war relativ schwierig zu finden (vor allem durch meine schlechte Navigation), aber so machten wir noch einen kleinen Abstecher bei einem weiteren umgestürzten Sequoia. War auch schön so. Der Tunnellog sorgte für ein paar nette Videos und war ein gutes Fotomotiv.

Danach ging es noch weiter zum Moro Rock, einem domförmigen Granitmonolith, ca. 2000 m hoch, den man über eine gemeißelte Treppe erklimmen kann. Diese Sehenswürdigkeit überließ ich dann doch nur dem Mann und wartete unten auf ihn. (Er fands toll. Also den Ausblick, nicht, dass ich ihn alleine ließ. Obwohl…)

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Der Ausblick von Moro Rock

Danach ging es zurück ins Hotel, wo wir uns einen Tisch für das Abendessen reservierten (man lernte ja dazu) und uns dann noch ein wenig im Souvenirshop herumtrieben. Ich kaufte ein paar Souvenirs und Postkarten für die lieben Menschen zuhause und dann entdeckten wir, dass man dort auch einen kleinen Sequoia für zuhause kaufen konnte. Nun ja, so kam es schließlich, dass dieser kleine Baum unser treuer Begleiter für die Reise wurde und schließlich auch mit nach Deutschland kam. Aber das nur so am Rande.

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Unser kleiner Sequoia

Den Abend verbrachten wir ganz entspannt in der Hotellobby, wo wir in unseren Büchern schmökerten und später ein leckeres Abendessen einnahmen, bevor wir todmüde ins Bett fielen. Und, mal so nebenbei, so gut wie im Sequoia oder auch im Yosemite Nationalpark habe ich nirgends geschlafen. Diese himmlische, himmlische Ruhe…! Wahnsinn!

Am nächsten Tag wartete wieder die gewohnte Routine auf uns. Duschen, packen, frühstücken, auschecken, weiterfahren. Der nächste Stop? Monterey! Wir hatten nämlich beschlossen die Wildnis (haha) hinter uns zu lassen und den zweiten Teil unseres Roadtrips in Städten zu verbringen und da konnten wir Monterey nicht außen vor lassen. Aber mehr dazu in meinem nächsten Blogeintrag…