13.10.2017 (Freitag) – Auf gehts nach Tansania!

Der Auftakt zu unserem Kilimandscharo-Abenteuer bestand vorwiegend aus (na, wer errät es?) packen. Wir hatten ein paar Tage zuvor eine E-Mail mit den letzten, lebenswichtigen Details von unserem Anbieter Jagged Globe erhalten – und in der stand auch, dass unser schöner mitternachtsblauer duffel bag (unsere Reisetasche) mit dem Jagged Globe Logo auf dem Trek nicht schwerer sein dürfte als 12 kg. Das hat mit den Regulationen des Gewichts zu tun, die jeder porter tragen dürfte.

Also beschlossen wir, dass ich noch einen zusätzlichen Koffer mitnehmen würde, in dem wir die Dinge, die wir auf dem Berg nicht brauchen würden, verstauen und dann im Hotel lassen würden. Das führte allerdings auch dazu, dass ich ein wenig nachlässig wurde beim Gedanken „Was brauche ich WIRKLICH?“, denn im Koffer war mehr als genug Platz. Aber gut, wie ich jetzt weiß, brauchte ich beinahe alles, was ich mitgenommen hatte. (Sorry für den Spoiler 🙂 )

Am Vorabend unseres Abenteuers, dem 12.10.2017, lag ich gegen 20 Uhr im Bett, nach einem entspannenden Vollbad und vollgepumpt mit Wick MediNait, denn meine laufende Nase und mein kratzender Hals kündigte eine Erkältung an. Trotz erheblicher Nervosität (AAAAAH!) schlief ich schnell ein – und wurde kurz vor 2 Uhr nachts unsanft wieder aus verwirrenden Träumen gerissen.

Nach dem Zusammensammeln der letzten Kleinigkeiten, dem drölfzigsten Mal überprüfen, ob der Reisepass tatsächlich noch da war und einer Dusche (an die ich in den folgenden Tagen noch oft mit Wehmut zurückdenken würde) sammelten wir schließlich Chirurgenwelpe (noch immer ein Pseudonym) ein. Diese versank für die folgenden 2 Stunden Fahrt in ein Schlafkoma (da sie vorher viel gearbeitet und sich eventuell 2 kg Pasta zum Frühstück einverleibt hat, sei ihr dies verziehen 🙂 ).

Die Fahrt zum Flughafen Zürich verlief ansonsten ereignislos. Bis auf die Tatsache, dass bei SWR3 auf einmal unverhofft „Africa“ von Toto gespielt wurde. Und wer unsere Twitteraccounts auch nur ein wenig verfolgt hat, weiß, dass dies unsere unangefochtene Hymne für den Kilimandscharo war.

Am Flughafen wurden wir abgesetzt und die erste Hürde – das Ergattern eines Gepäckwagens – meisterten wir mit Bravour. An dieser Stelle nochmals ein großes DANKESCHÖN an meinen Bruder Stefan, der uns zum Flughafen gebracht (und am Schluss auch wieder abgeholt) hat. Das hat unsere Reise ein kleines bisschen einfacher gemacht!

Und dann stockte unsere Reise erst einmal ein wenig – der CheckIn für unseren Flug hatte noch nicht begonnen. Also saßen wir herum, spielten ein wenig mit meiner vorher gemieteten GoPro herum, versuchten ein wenig zu lesen und nicht einzuschlafen … was man eben so tut.

Als wir dann endlich einchecken durften, erwischten wir eine furchtbar nette KLM-Mitarbeiterin, die – nachdem sie unser Onlineticket beäugt hatte – aufgeregt nachfragte, ob wir denn auch AUF den Kilimandscharo steigen würden. Als wir dies bejahten, konnte sie es zuerst kaum fassen (wer konnte ihr das verübeln?), wünschte uns dann aber viel Erfolg. Tja, danke, das konnten wir gebrauchen!

Der Sicherheitscheck verlief ohne größere Vorkommnisse und dann war es erst einmal Zeit fürs Frühstück. Für uns belief sich das auf den wohl teuersten Kaffee unseres Lebens an einer Bar – der dafür aber auch wirklich gut war. Ich kaufte schließlich noch einen lila glitzernden Karabiner (ja, den brauchte ich unbedingt!) bei Mammut. Und dann durften wir endlich ins Flugzeug.

Der Flug nach Amsterdam war unspektakulär – aber es gab sogar Getränke und einen Snack. (Man ist sowas ja gar nicht mehr gewohnt, wenn man die ganze Zeit nur mit Billig Airlines fliegt…) Das Käsesandwich mussten wir beide zwar ablehnen (ich mag keinen Scheibenkäse, Chirurgenwelpe ist Veganerin), aber die Geste war trotzdem nett. Außerdem bekamen wir Kekse.

In Amsterdam mussten wir dann unseren Anschlussflug zum Kilimanjaro Airport erwischen. Erst mussten wir durch die wohl längste Passkontrolle der Welt (also, die Schlange war lang – die Kontrolle an und für sich war dank E-Passport fix) und dann war wir noch ein wenig verwirrt, weil wir nicht wussten, ob wir nochmals durch die Sicherheitskontrolle müssten.

Schließlich war aber alles vollbracht und wir konnten unser Gate suchen gehen. (Und da brauchten wir auch etwas Zeit, der Amsterdamer Flughafen ist echt groß!) Ich besuchte dann erstmal die sanitären Einrichtungen – und auch dort war die Warteschlange lang. Bei nur 2 funktionierenden Toiletten auch kein Wunder. Aber gut.

Zurück beim Gate konnten wir endlich Tara begrüßen, die mit uns zusammen auf den Kilimandscharo steigen sollte und die wir schon auf dem Vorbereitungswochenende kennengelernt hatten. Genau wie wir (aber völlig unabhängig von uns) hatte sie ihre Flüge selbst gebucht und beschlossen, schon vor den anderen an- und auch nach den anderen abzureisen. Und so hatten wir zufällig entdeckt, dass wir zusammen fliegen würden. Die Freude war auf beiden Seiten riesig!! 🙂

Tara war aber nicht alleine angereist – mit ihr zusammen kam ihr fünf-Kilo-Beutel mit heimischen Snacks, die sie für den Kilimandscharo besorgt hatte. Wir hatten Spaß damit (und wir sollten nicht die Einzigen bleiben…).

Chirurgenwelpe und ich deckten uns schließlich auch noch mit Essen und Getränken ein – und dafür hatten wir genug Zeit, denn unser Anschlussflug hatte Verspätung. Der Grund war „a bad smell in the back of the airplane“ – und am Schluss wollte es bestimmt wieder keiner gewesen sein…

Der anschließende Flug (offenbar konnte der Grund für den schlechten Geruch gefunden und eliminiert werden) war ebenfalls unaufregend – eat, sleep, watch movies, repeat oder so. Ich schaute mir auf Anraten einer bestimmten Person „Wonderwoman“ an und ja, der Film ist wirklich großartig. Zehn Daumen hoch, absolute Empfehlung zum Ansehen.

Kurz vor der Landung mussten wir noch ein immigration paper ausfüllen, in dem wir unsere persönlichen Daten, unseren Beruf, unseren Einreisegrund, unsere Passnummer, unsere Flugnummer, unsere Kontaktadresse und noch viele andere Dinge eintragen mussten. Das sorgte für die ein oder andere Stirnfalte – aber zumindest wurde es so nicht langweilig.

Gegen 20 Uhr landeten wir schließlich in Tansania. Die Luft war warm (viel zu warm für unsere Körper und unsere Kleidungsschichten, die noch auf das Herbstwetter in Deutschland ausgerichtet waren) und der traurige Propeller an der Decke schaffte nur minimale Abkühlung.

Da wir noch kein Visum hatten, reihten wir uns in die rechte Schlange ein, während Tara, die ihr Visum schon in England beantragt hatte, sich in die linke Schlange drängte. Es dauerte eine gute Stunde, bis wir uns bis zum Schalter vorgedrängt hatten – das abgezählte Geld (50 USD) und den Pass  hielten wir natürlich schon parat. Die Angestellten hinter der Glasscheibe arbeiteten unser Anliegen ziemlich gelangweilt ab – ich wurde sogar gefragt, ob ich die 50 USD denn eigentlich schon gezahlt hätte. Und das, obwohl die Dame meinen Geldschein fünf Sekunden vorher erst in die große Pappschachtel geworfen hatte.

Danach durften wir uns nochmals anstellen – und zwar in die Schlange, in der Tara schon 45 min gewartet hatte. Dort mussten wir nochmals unseren Pass und das immigration paper abgeben, dann wurden unsere Fingerabdrücke genommen („Right hand four fingers – thumb – left hand – four fingers – thumb…“ konnte ich danach schon im Schlaf aufsagen.) und dann durften wir endlich unser Gepäck abholen.

Es ging nochmals durch eine Röntgenkontrolle mit unserem Gepäck – und dann ging es endlich nach draußen. Unser Fahrer hielt ein Schild für uns hoch und wir waren wirklich extrem froh, ihn zu sehen. Nur noch eine Fahrt ins Hotel stand zwischen uns und einer erfrischenden Dusche.

Dachten wir zumindest.

Haha.

Auf unserem Weg zum Auto wurde uns der Gepäckwagen einfach von ein paar jungen Männern aus der Hand gerissen. Wir, naiv wie wir waren, dachten natürlich, dass dies Leute vom Hotel wären, die mitgekommen wären um uns zur Hand zu gehen.

Falsch gedacht.

Nachdem die Männer das Gepäck in den Wagen verstaut hatten, zischte uns der Fahrer „Tip! Tip!“ zu. Da verstanden wir, dass wir uns gerade zum ersten Mal hatten abzocken lassen. Als wir fragten, wie viel Trinkgeld wir geben sollten, antwortete einer der Männer dreist mit „Twenty Dollars!“. Wir gaben ihnen die drei Dollar, die sich noch in unseren Hosentaschen befunden hatten, und machten, dass wir einstiegen.

Natürlich gab es keine Sicherheitsgurte, aber wir waren so verstört und müde, dass es uns eigentlich schon gar nichts mehr ausmachte.

Die Fahrt zu unserem Hotel dauerte ungefähr eine Stunde und führte über rumpelige Pisten (nicht zu rumplig, da wir selten mehr als 40 km/h fuhren) und an schwer bewaffneten Militärposten vorbei. Ich glaube, da bemerkten wir alle zum ersten Mal, dass wir ziemlich weit weg von zuhause waren. Und ich glaube nicht nur ich war ein wenig verstört.

Wir waren im Keys Lodge Hotel untergebracht, einem 3-Sterne-Hotel, ca. 2.5 km entfernt vom Stadtzentrum von Moshi. Eigentlich waren wir in einem zentraleren Keys Hotel untergebracht, aber aufgrund von Elektrizitätsproblemen waren wir umgebucht worden. Das Gelände wirkte auf den ersten Blick sehr nett, die Angestellten waren freundlich und das Hotel wurde von Sicherheitspersonal überwacht. Alles sehr beruhigend.

Wir checkten ein und wurden im „Kilimanjaro House“ untergebracht, einem Gebäude, in dem alle Zimmer nach besonderen Punkten auf dem Kilimandscharo benannt waren. So durften wir im Gillmans Point residieren – was eigentlich ganz lustig ist, wenn man bedenkt, dass wir den Gillmans Point auf unserer Reise niemals zu Gesicht bekamen. (Der Gillmans Point ist – ähnlich wie Stella Point – ein Punkt nahe am Gipfel, hier bei 5,681 m, von dem aus man die letzte Gipfeletappe beginnt. Auf der Lemoshoroute, die wir nahmen, kommt man allerdings dort nicht vorbei.)

Wir bezogen unsere Zimmer – und durften gleich den ersten der „big five“ von unserer Liste abstreichen. Zumindest kam uns das so vor, denn eine fette Kakerlake wartete bereits auf uns. Ihr fehlte offensichtlich ein Bein, weswegen sie etwas beschränkt durch die Gegend hüpfte und außerdem nicht so schnell war wie andere ihrer Art. Wir waren absolut angeekelt – und bezahlten schließlich dem Hotelangestellten 1 USD dafür, dass er die Kakerlake aus unserem Zimmer beförderte.

(Lustige Anekdote am Rande. Ich erzählte diese Geschichte etwas später via WhatsApp in einem Gruppenchat. Wörtlich schrieb ich „Wir haben 1 USD Trinkgeld gegeben, weil uns ein Angestellter eine fette gehbehinderte Kakerlake aus dem Zimmer geräumt hat.“ was mit einem „Wie redest du denn über die Chirurgenwelpe?“ quittiert wurde. Ich habe tatsächlich viel zu hart darüber gelacht. Chirurgenwelpe aber auch. :-* )

Danach gab es für uns endlich Abendessen. Wir gönnten uns Bier (Kilimanjaro Lager Beer!) und Pommes und bedienten uns reichlich am Wifi, das es in diesem Hotel nur an der Rezeption gab … Hakuna Matata und so.

Und danach – endlich, endlich schlafen!

 

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